Bildkollektion
Marianne Breslauer (1909-2001)
Die Fotografin und spätere Kunsthändlerin Marianne Breslauer wurde als Tochter des Architekten Alfred Breslauer und der Dorothea Lessing, Tochter des Kunsthistorikers Julius Lessing, in Berlin geboren. Wegen ihrer Bewunderung für die bekannte Berliner Porträt- und Gesellschaftsfotografin Frieda Riess besuchte sie von 1927 bis 1929 die Fotoklasse der Photographischen Lehranstalt Lettehaus in Berlin. Danach zog sie nach Paris, wo sie kurzzeitig Schülerin von Man Ray wurde. Ihr Interesse galt vor allem Arbeiten wie denen des ungarischen Fotografen André Kertész. Als Ziel ihrer eigenen Arbeit sah sie jedoch vor allem die Reportage-Fotografie unter den Maßgaben des Neuen Sehens. Sie wollte Menschen und ihre Umwelt ablichten und sich dabei die von Erich Salomon gemeisterte Technik der «unsichtbaren Kamera» zunutze machen. Sie kehrte nach Berlin zurück, wo sie eine Anstellung am Berliner Fotoatelier Ullstein fand. Bis 1934 veröffentlichte Marianne Breslauer in zahlreichen Zeitschriften wie der Frankfurter Illustrierten, dem Querschnitt, der Dame, dem UHU, dem Weltspiegel und dem Magazin. - Im Jahr 1931 reiste sie nach Palästina, wo einige ihrer bekanntesten Aufnahmen entstanden. Marianne Breslauer lernte den «Mädchenkreis» um die Schweizerin Annemarie Schwarzenbach kennen, mit der sie sich anfreundete und die sie später auf zahlreichen Reisen begleitete. 1933 schickte die Berliner Agentur «Academia» die beiden Frauen für eine Reportage in die spanischen Pyrenäen; für Schwarzenbach war es der Beginn ihres schriftstellerischen und fotografischen Schaffens. Für Marianne Breslauer ergaben sich erste ernsthafte Probleme mit ihrer jüdischen Herkunft. Sie wurde aufgefordert, ihre Bilder nicht unter ihrem Geburtsnamen zu veröffentlichen, sondern ein Pseudonym zu wählen, was sie aber ablehnte. - 1933 verliess Marianne Breslauer Deutschland. Sie lebte ohne festen Wohnsitz, bis sie 1936 nach Amsterdam zog und den ebenfalls aus Deutschland emigrierten Kunsthändler Walter Feilchenfeldt heiratete. Das Fotografieren gab sie 1937 auf und widmete sich zusammen mit ihrem Mann dem Kunsthandel. Im Januar 1939 wurde ihr erster Sohn Walter geboren; bei Kriegsausbruch im September 1939 befand sie sich mit ihrem Mann in der Schweiz. Nach dem Zweiten Weltkrieg eröffneten sie 1948 eine Kunsthandelsfirma. Als 1953 Marianne Breslauers Mann starb, übernahm sie das Geschäft und arbeitete ab 1966 bis 1990 mit ihrem Sohn Walter zusammen. In den 1980er-Jahren wurde ihr fotografisches Werk wiederentdeckt, und man widmete ihr zahlreiche Publikationen und Ausstellungen, unter anderem in der Neuen Nationalgalerie in Berlin. Breslauers Nachlass befindet sich in der Fotostiftung Schweiz. (wp)