39 Objekte
(RM) 569412897
SCHWEIZ ZUERICH SCHUHPUTZER 1952
=== AUS DER ORIGINALLEGENDE === "An den Schuhen sollst du sie erkennen! - Beim Eingang zur Halle, am Engpass des staendigen Kommens und Gehens im Bahnhof Zuerich sitzt der Schuhputzer. Er traegt keine Uniform wie der Hotelportier, keine Nummer wie der Dienstmann und macht sich auch nicht durch lautes Rufen bemerkbar wie der Zeitungsverkaeufer. Still und unauffaellig sitzt er auf seinem Schemelchen, von den wenigsten der eiligen Passanten beachtet. Umsomehr hat er selber von seinem Standort aus Gelegenheit, aus einer ungewoehnlichen, aber nicht minder reizvollen Perspektive die Voruebergehenden zu studieren. Er schaut dabei nicht in die Gesichter, die ja meistens doch nur Masken sind. Aber er registriert den saloppen, selbstsicheren Gang des jungen Mannes, das kokette Stelzen einer Dame, aber auch die schluuerfenden Schritte eines mueden alten Mannes. Den frohen Gleichschritt verliebter Leute weiss er ebenso zu deuten wie das aengstliche Trippeln des aelteren Fraeuleins. Kein Wunder, dass Schuhputzer oft Menschenkenner und Philosphen sind. Das Hauptinteresse des Mannes aber gilt natuerlich den Schuhen. Wieviele tausend Paare mag er von seinem "Geschaeftssitz" aus schon gesehen haben? Alle Groessen, nagelneue, die noch bei jedem Schritt quitschen, alte mit schiefen Absaetzen, zierliche Lackpumps und schwere Bergschuhe. Vielleicht laesst sich wirlich aus den Schuhen etwas vom Schicksal und vom Charakter ihrer Traeger ergruenden? Auf diese Schuhe, oder genau genommen auf den Staub, der an ihnen haften bleibt, hat der Schuhputzer seine Existenz gebaut. Stellt jemand seinen Fuss auf den niedrigen Schemel, dann erwacht der stille Beobachter zu fieberhafter Geschaeftigkeit. Flink faehrt seine Buerste hin und her, dann bekommt aus einer der zahlreichen Doeschen und Flaeschchen das Oberleder seinen Teil an Wichse und Creme, und schliesslich folgt der Hoehepunkt der Prozedur das Glaenzen und Polieren. Mit unnachahmlicher Geschicklichkeit faehrt sein Lappen in alle Richtungen ueber das Leder, "als gelte es, goldene Vasen fuer den Empfang des Koenigs in spiegelndem Glanze erstrahlen zu lassen." Nach einem fragenden und einem zufriedenenen Blick wechseln ein paar Muenzen den Besitzer. Dann sitzt der Schuhputzer wieder allein und schaut wartend ins Gedraenge der Menschen. Seine Kunden sind meist Reisende und Touristen. Ein Juengling hat sich dem kuenftigen Parton vorzustellen und moechte mit blitzsauberen Schuhen einen guten Eindruck machen. Ein anderer erhofft dasselbe fuer ein Rendezvous mit seiner Angebeteten. Ausfluegler mochten die Stadt mit sauberen Schuhen betreten oder umgekehrt, den Staub der Stadt "von den Fuessen schuetteln". Eine Eine Hausfrau mochte einmal bedient werden statt immer nur den anderen zu dienen und der Mann aus der Provinz moechte wissen, wie es ist, wenn einem in aller Oeffentlichkeit die Schuhe geputzt werden. Und Junggesellen, denen zuhause niemand diese Arbeit besorgt, sind taegliche Kunden des Schuhputzers. Auf Hochglanz polierte Schuhe vermitteln Selbstsicherheit und erhoehen die Lebensfreude, sauber geputzt kennzeichnen sie den charaktervollen Menschen. Man frage den Schuhputzer am Bahnhofseingang ..." (KEYSTONE/PHOTOPRESS-ARCHIV/Zust)
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